Feuchte FIP

Effusive FIP (Feuchte Form)|Typische und hochgradig tödliche Verlaufsform der felinen infektiösen Peritonitis

Feline infektiöse Peritonitis (FIP) ist eine systemische, entzündliche Erkrankung, ausgelöst durch eine Mutation des felinen Coronavirus (FCoV). Laut Professor Pedersen (2009) wird FIP hauptsächlich in zwei klinische Verlaufsformen unterteilt: die feuchte (effusive) und die trockene (nicht-effusive) Form【Pedersen, 2009】.


Die feuchte FIP ist die häufigste Form, sie tritt in etwa 60–70 % aller FIP-Fälle auf. Die Erkrankung ist gekennzeichnet durch massive Exsudation von eiweißreicher Flüssigkeit in die Bauch- oder Brusthöhle, verursacht durch eine ausgeprägte Vaskulitis.



1. Pathogenese

Die Entstehung der feuchten FIP verläuft typischerweise wie folgt:

  • FCoV mutiert im Körper der Katze zu FIPV (felines infektiöses Peritonitis-Virus).

  • Dies führt zu einer übermäßigen immunvermittelten Entzündungsreaktion, insbesondere in den serösen Membranen.

  • Die Entzündung schädigt die Gefäßwände, was zu erhöhter Gefäßpermeabilität und Austritt von eiweißhaltigem Exsudat in Körperhöhlen führt【Kipar & Meli, 2014】.



2. Klinische Symptome

Typische Symptome der feuchten FIP sind:

  • Aszites (Bauchwassersucht): vergrößerter Bauchumfang, Wellenbewegungen bei Palpation.

  • Pleuraerguss: erschwerte Atmung, Dyspnoe, Husten, reduzierte Belastbarkeit.

  • Persistierendes Fieber, das nicht auf Antibiotika anspricht.

  • Appetitverlust, Gewichtsverlust.

  • Ikterus und Anämie.

  • Mattes, glanzloses Fell, verminderte Aktivität.


Die Exsudatflüssigkeit ist in der Regel gelblich, viskös, eiweißreich und zeigt häufig ein positives Rivalta-Test-Ergebnis【Felten & Hartmann, 2019】.



3. Diagnostische Kriterien

Die Diagnose basiert auf einer Kombination von klinischen und labordiagnostischen Befunden:

  • Klinisch: Nachweis von Flüssigkeitsansammlungen (Bauch- oder Brusthöhle).

  • Laborwerte:

    • Albumin-Globulin-Quotient (A:G) < 0.4.

    • Erhöhter α1-Säureglykoprotein (AGP).

    • Entzündungsmarker wie FSαA erhöht.


  • Exsudatanalyse:

    • Gelb, dickflüssig, Gesamtprotein > 35 g/L.

    • Rivalta-Test positiv.


  • Molekulardiagnostik:

    • RT-PCR Nachweis von FCoV-RNA in Körperflüssigkeit.



4. Behandlung und Prognose

Die Behandlung mit GS-441524 – zum Beispiel NeoFipronis® – hat die Prognose entscheidend verbessert.

  • Dosierung: 15 mg/kg/Tag für 84 Tage oral.

  • Therapieziele: Rückbildung von Ergüssen, Gewichtszunahme, Normalisierung von Entzündungsparametern.

  • Überwachung: Regelmäßige Kontrolle von A:G-Quotient, Temperatur, FSαA, Gewicht.


Studien von Pedersen et al. zeigen eine Remissionsrate von 80–85 %, insbesondere bei frühzeitigem Behandlungsbeginn【Pedersen, 2019】.



5. Verlauf und Prognose

Die feuchte FIP spricht tendenziell besser auf die Therapie an als die trockene Form. Innerhalb von 2–4 Wochen nach Therapiebeginn kann eine spürbare Verbesserung festgestellt werden (z. B. Rückgang der Flüssigkeit, Appetitzunahme), vorausgesetzt die vollständige Behandlungsdauer wird eingehalten.



Literaturverweise

  • Pedersen NC. (2009). A review of feline infectious peritonitis virus infection: 1963–2008. Journal of Feline Medicine and Surgery, 11(4):225–258.

  • Kipar A, Meli ML. (2014). Feline infectious peritonitis: still an enigma? Veterinary Pathology, 51(2):505–526.

  • Felten S, Hartmann K. (2019). Diagnosis of feline infectious peritonitis: a review of the current literature. Viruses, 11(11):1068.