
Ophthalmische FIP (Augenform der felinen infektiösen Peritonitis)
Die ophthalmische FIP ist eine lokalisierte Manifestation der felinen infektiösen Peritonitis (FIP), bei der hauptsächlich die Augenstrukturen betroffen sind. Sie tritt häufig im Zusammenhang mit der nicht-effusiven (trockenen) Form auf und kann das erste oder sogar einzige klinische Anzeichen der Krankheit sein.
Laut Pedersen (2009) und Addie et al. (2015) wird die Augenform durch mutierte FIP-Viren (FIPV) verursacht, die entzündliche Veränderungen im Uvealtrakt (Aderhaut, Ziliarkörper, Iris) auslösen【Pedersen, 2009】【Addie et al., 2015】.
Pathogenese
FIPV infiziert endotheliale Zellen der Augenblutgefäße und Makrophagen, was zur Ablagerung von Immunkomplexen, Gewebeinfiltration und Zerstörung der Augenstruktur führt. Dies kann zu Uveitis, Retinitis, Optikusneuritis und anderen pathologischen Veränderungen führen.
Studien zeigen, dass FCoV-RNA und Antikörperkomplexe in Kammerwasser und Glaskörper nachgewiesen werden können, was auf eine direkte Viruswirkung auf das Auge hinweist【Riemer et al., 2016】.
Klinische Symptome
Die ophthalmische FIP betrifft häufig beide Augen (bilateral) und kann folgende Anzeichen hervorrufen:
Vordere Uveitis (Iridozyklitis): Rötung der Iris, Farbveränderung, Ödem
Hypopyon: Ansammlung von weißlichen Exsudaten in der Vorderkammer („weißes Auge“)
Glaskörpertrübung: Reduziertes Sehvermögen, diffuse Trübung
Retinablutungen oder Erblindung
Anisokorie, Mydriasis oder Miosis
Sekundäres Glaukom oder Linsenluxation
Diese Symptome können isoliert oder zusammen mit systemischen Anzeichen wie Fieber, Appetitlosigkeit oder Gelbsucht auftreten.
Diagnostische Unterstützung
Die Diagnose der ophthalmischen FIP ist komplex und erfordert eine Kombination verschiedener Methoden:
Spaltlampenuntersuchung: Beurteilung der Vorderkammer und Uveitis
Ophthalmoskopie: Untersuchung des Fundus auf Blutungen oder Infiltrate
Analyse von Kammerwasser:
Nachweis von FCoV-RNA mittels qPCR
Erhöhte α1-saures Glycoprotein (AGP)
Immunhistochemische FCoV-Antigendetektion
Zusätzliche systemische Untersuchungen (Blutbild, Ultraschall etc.)
Verhältnis zu anderen FIP-Formen
Die ophthalmische FIP tritt bei etwa 30–40 % der Fälle von trockener FIP auf und kann mit neurologischen Symptomen kombiniert sein. In einigen Fällen ist sie das einzige klinische Zeichen, was eine genaue augenärztliche Beurteilung erforderlich macht【Addie et al., 2015】.
Behandlung
Die Behandlung basiert derzeit ausschließlich auf antiviraler Therapie. Die Einführung von GS-441524 hat die Prognose deutlich verbessert. Sichtverbesserungen und Rückgang der Entzündung sind dokumentiert:
Empfohlenes Medikament: NeoFipronis® (Wirkstoff: Pronidesivir)
Dosierung: 20–30 mg/kg pro Tag über 84 Tage
Gabe: Als orale Tablette (verbessert Therapietreue)
Kontrollparameter:
Sehvermögen, Lichtreaktion
Rückgang der Uveitis
AGP, A:G-Quotient
Regelmäßige ophthalmologische Kontrollen
In Studien zeigten über 70 % der betroffenen Katzen eine Remission nach 2–4 Wochen Behandlung【Dickinson et al., 2020】.
Differentialdiagnosen
Wichtige Differenzialdiagnosen umfassen:
Chronische idiopathische Uveitis
Toxoplasmose
FIV-assoziierte Augenveränderungen
Intraokuläres Lymphom
Traumatische Augenverletzung
Fazit
Die ophthalmische FIP ist schwer zu diagnostizieren, aber bei frühzeitiger Erkennung und adäquater antiviraler Therapie sind gute Therapieerfolge möglich. Besonders wenn Augenveränderungen isoliert auftreten, ist ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Fachkompetenz erforderlich.
Hauptquellen
Pedersen NC. Feline infectious peritonitis virus infection: 1963–2008. J Feline Med Surg. 2009;11(4):225–258
Addie DD et al. ABCD-Leitlinien zur Prävention und Behandlung von FIP. J Feline Med Surg. 2015;17(7):570–582
Riemer F et al. Retrospektive Studie von 231 bestätigten FIP-Fällen. Vet Microbiol. 2016;183:183–190
Dickinson PJ et al. GS-441524 bei ophthalmischer und neurologischer FIP. Vet J. 2020;263:105582