FIP Behandlung

Umfassender Behandlungsleitfaden für FIP (Feline Infektiöse Peritonitis)

Die feline infektiöse Peritonitis (FIP) galt lange Zeit als unheilbar. Doch durch die Entwicklung antiviraler Wirkstoffe wie GS-441524 hat sich das Bild gewandelt – FIP ist heute in vielen Fällen behandelbar.


In diesem Leitfaden finden Sie wissenschaftlich fundierte Informationen zu Wirkmechanismus, empfohlenen Therapien, Dosierungen und unterstützenden Maßnahmen, basierend auf internationalen Leitlinien und Studien.



I. Durchbruch: Die antivirale Wirkung von GS-441524

FIP wird durch mutierte feline Coronaviren (FCoV) verursacht, die Makrophagen infizieren und systemische Entzündungen hervorrufen. GS-441524 wirkt gezielt auf die virale RNA-Polymerase und hemmt so die Virusreplikation effektiv【Murphy et al., 2018】.


Eine Studie von Pedersen et al. (2019) zeigte, dass über 80–85 % der behandelten Katzen mit GS-441524 vollständig genasen.



II. Hauptmedikament & Dosierung

Das aktuell empfohlene Präparat ist GS-441524 oder ein entsprechendes Derivat wie Pronidesivir (z. B. unter dem Markennamen NeoFipronis®).

FIP-Form

Empfohlene Dosierung

Behandlungsdauer

Feuchte / trockene FIP

15–20 mg/kg pro Tag

84 Tage

Neurologische / okuläre FIP

20–30 mg/kg pro Tag

84–90 Tage

Beispielpräparat: NeoFipronis®

  • Wirkstoff: GS‑441524

  • Darreichungsform: Tablette zur oralen Anwendung

  • Stärke: 30 mg/Tablette



III. Therapiekontrolle

Eine regelmäßige Überwachung während der Behandlung ist entscheidend. Zu beobachtende Parameter:

  • Klinische Symptome: Normalisierung von Temperatur, Appetit, Aktivität

  • Blutwerte:

    • A:G-Quotient ≥ 0,6

    • AGP, FSαA, Gesamtprotein normalisieren sich


  • Bildgebung: Rückbildung von Ergüssen

  • Neurologische/okuläre FIP: Verbesserung von Gangbild, Sehkraft


Empfehlenswert sind Kontrollen alle 2–3 Wochen (Blutbild, Ultraschall).



IV. Unterstützende Therapien

Zusätzlich zur antiviralen Behandlung können unterstützende Maßnahmen Lebensqualität und Heilungschancen verbessern:

Kategorie

Beispielmaßnahmen

Antibiotika

Cephalosporine (zur Kontrolle sekundärer Infektionen)

Ernährung

Hochwertiges Protein, Taurin, Vitamin-B-Komplex, Leberunterstützung

Immunmodulatoren

Lactoferrin, Probiotika

Entzündungshemmung

NSAIDs wie Tolfedin (mit Vorsicht bei Nieren-/Leberproblemen)

Antikonvulsiva

Levetiracetam, B12 (bei neurologischer FIP)



V. Rückfälle & Resistenzmanagement

  • Rückfälle innerhalb von 2 Wochen nach Therapieende sind selten, erfordern aber sofortige Wiederaufnahme der Behandlung.

  • Bei anhaltender Symptomatik trotz korrekter Dosierung kann eine Resistenzmutante (z. B. M184L) vorliegen.

  • In solchen Fällen sind längere Behandlungszyklen (> 105 Tage) oder alternative Strategien erforderlich.


Nach erfolgreicher Behandlung ist eine Beobachtungsphase von 30 Tagen empfehlenswert.



VI. Vorsichtsmaßnahmen

  • Vor Therapiebeginn: genaue Differenzialdiagnose notwendig (FIP vs. Tumor, andere Infektionen)

  • Steroidgabe vermeiden oder reduzieren

  • Orale Formulierungen erleichtern die Langzeittherapie für Halter und Tier



VII. Aktueller Stand & Perspektiven

GS-441524-haltige Präparate wie NeoFipronis® sind mittlerweile in verschiedenen Regionen legal verfügbar:

  • USA (Compounding Pharmacies)

  • Europa und UK (auf Verschreibung)

  • China (als zugelassenes Fertigarzneimittel)


FIP wird zunehmend als behandelbare chronische Virusinfektion betrachtet.



Quellenangaben

  1. Pedersen NC, et al. Efficacy of GS-441524 for treatment of FIP. J Feline Med Surg. 2019;21(4):271–281

  2. Dickinson PJ, et al. GS-441524 in cats with neurological FIP. Vet J. 2020;263:105582

  3. Addie DD, et al. ABCD Guidelines on FIP. J Feline Med Surg. 2015;17(7):570–582

  4. Murphy BG, et al. GS-441524 pharmacokinetics and antiviral activity. Vet Microbiol. 2018;219:226–233