
Klinische Symptome der felinen infektiösen Peritonitis (FIP)
Die feline infektiöse Peritonitis (FIP) ist eine systemische Entzündungskrankheit, die durch mutierte Stämme des felinen Coronavirus (FIPV) verursacht wird. Ihre klinischen Symptome sind vielfältig und hängen davon ab, welche Organsysteme betroffen sind und wie das Immunsystem des Tieres reagiert. Laut der Übersichtsarbeit von Pedersen et al. (2009) in der Journal of Feline Medicine and Surgery sind die Symptome von FIP oft unspezifisch und erfordern eine ganzheitliche Beurteilung【Pedersen NC, 2009】.
I. Allgemeine (unspezifische) Symptome
Zu den häufigsten Frühsymptomen von FIP gehören:
Anhaltendes Fieber: Die Körpertemperatur kann über 40 °C steigen und spricht nicht auf Antibiotika an.
Lethargie und Inappetenz: Die Katze wirkt schläfrig, zieht sich zurück und frisst weniger.
Gewichtsverlust: Selbst bei vorhandenem Appetit kann die Katze an Gewicht verlieren.
Mattes, struppiges Fell
Diese Symptome treten bei allen FIP-Typen auf und werden oft zuerst vom Halter bemerkt.
II. Typische klinische Verlaufsformen
1. Feuchte (exsudative) FIP
Aszites (Bauchwassersucht): Führt zu einem sichtbaren, geschwollenen Abdomen; welliger Flüssigkeitseindruck beim Abtasten.
Pleuraerguss: Erschwerte Atmung, Kurzatmigkeit, Husten, verminderte Belastbarkeit.
Flüssigkeitseigenschaften: Gelblich, viskos, eiweißreich, oft mit Fibrin.
Laut Studien machen feuchte FIP-Fälle etwa 60–70 % aller FIP-Diagnosen aus und sind aufgrund des Ergusses leichter erkennbar【Pedersen NC, 2009】.
2. Trockene (nicht-exsudative) FIP
Granulome in Organen: Vergrößerung oder Knotenbildung in Leber, Nieren, Milz, Lymphknoten.
Anhaltendes Fieber, fortschreitender Gewichtsverlust
Keine Ergussbildung, häufige Fehldiagnose als Tumor oder andere chronische Erkrankung.
Blutwerte: Erniedrigtes Albumin/Globulin-Verhältnis (< 0,4), erhöhte Gesamteiweiße, erhöhte α1-Säure-Glykoproteine.
Die Diagnose trockener FIP ist besonders schwierig und erfordert bildgebende Verfahren, Labordiagnostik und immunologische Marker【Addie et al., 2015】.
III. Organspezifische Symptome
1. Neurologische FIP
Verhaltensänderungen: Persönlichkeitsveränderungen, verlangsamte Reaktionen, Orientierungslosigkeit.
Ataxie: Unsicherer Gang, Umfallen, Lähmung der Hinterbeine.
Krampfanfälle, Nystagmus, Kopfschiefhaltung
Koma, Bewusstseinsstörungen (Spätstadium)
Die neurologische FIP ist besonders schwer zu erkennen und macht etwa 5–10 % der Fälle aus.
2. Okuläre FIP
Uveitis: Rötung und Farbveränderung der Iris.
Vorderkammerflüssigkeit („weißes Auge“), Trübung des Glaskörpers
Netzhautblutungen oder Erblindung
Anormale oder asymmetrische Pupillenreaktion
Okuläre FIP tritt häufig als lokalisierte Form der trockenen FIP auf und erfordert spezielle augenärztliche Untersuchungen (Spaltlampe, Ophthalmoskopie).
IV. Laborunterstützende Parameter
Die folgenden Laborwerte unterstützen die klinische Diagnose:
Albumin-zu-Globulin-Verhältnis (A:G) < 0,4 – starker FIP-Verdacht
Gesamteiweiß > 80 g/L – insbesondere Globulinerhöhung
α1-Säure-Glykoprotein (AGP) > 1,5 mg/mL
Erhöhtes FSAA (Serum-Amyloid A)
Positiver Rivalta-Test bei Erguss
Eine sichere Diagnose erfordert eine Kombination aus klinischen Symptomen, Laborwerten und Bildgebung (z. B. Ultraschall).
V. Zusammenfassung
Die Symptome der FIP reichen von milden Magen-Darm-Problemen bis hin zu schweren systemischen Entzündungen. Frühe Anzeichen werden leicht mit gewöhnlichen Infektionen verwechselt. Es gibt häufig Mischformen zwischen feuchter und trockener FIP sowie überlappende Organsymptome.
Multidimensionale Analyse + wissenschaftliche Bewertung + erfahrene tierärztliche Einschätzung = Schlüssel zur FIP-Erkennung
Wichtige Literaturquellen
Pedersen NC. A review of feline infectious peritonitis virus infection: 1963–2008. J Feline Med Surg. 2009;11(4):225–258.
Addie DD, et al. Feline infectious peritonitis: ABCD guidelines on prevention and management. J Feline Med Surg. 2015;17(7):570–582.
Riemer F, et al. Clinical and laboratory features of cats with feline infectious peritonitis – a retrospective study of 231 confirmed cases. Vet Microbiol. 2016;183:183–190.