
Vorbeugung der felinen infektiösen Peritonitis (FIP)
Wissenschaftlich fundiertes Management der FCoV-Infektion bei Katzen
Die feline infektiöse Peritonitis (FIP) ist eine tödlich verlaufende systemische Entzündungskrankheit, die durch mutierte Formen des felinen Coronavirus (FCoV) verursacht wird. Obwohl FCoV weit verbreitet ist, entwickelt nur ein kleiner Prozentsatz der infizierten Katzen FIP. Laut Addie et al. (2009) spielen Viruslast, Immunantwort des Wirts und Umweltstress eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von FIP. Durch gezielte Präventionsmaßnahmen lässt sich das Risiko erheblich senken.
1. Reduktion des FCoV-Infektionsrisikos
Strikte Hygienemaßnahmen
FCoV wird hauptsächlich fäkal-oral übertragen. Folgende Maßnahmen werden empfohlen:
Tägliche Reinigung der Katzentoilette
Verwendung geschlossener Katzentoiletten
Austausch der Streu alle 1–2 Tage
Regelmäßige Desinfektion von Futterschalen und Böden mit verdünnter Natriumhypochloritlösung (1:32)
FCoV kann in Streu bei Raumtemperatur bis zu 7 Tage überleben (Addie et al., 2003).
Begrenzung der Gruppenhaltung
Je mehr Katzen zusammenleben, desto höher das Übertragungsrisiko:
Trennung FCoV-positiver und -negativer Katzen
Separate Futternäpfe und Toiletten für Jungtiere und erwachsene Katzen
Ideal: 1 Toilette pro Katze; maximale Katzendichte: 3 Katzen pro 20 m²
2. Reduktion des Risikos der FIP-Entstehung
Stressminimierung
Stress gilt als Trigger für die Mutation von FCoV zu FIPV:
Minimierung von Umzügen, OPs und Neuzugängen
Neue Katzen mindestens 2 Wochen isolieren
Plötzliche Futter- oder Umgebungswechsel vermeiden
Stress unterdrückt das Immunsystem und begünstigt die Mutation zu FIPV (Riemer et al., 2016).
Immununterstützung
Aufbau einer gesunden Darmflora mit Probiotika, Lactoferrin usw.
Regelmäßige Überwachung von Risikokatzen (A:G-Quotient, AGP-Wert)
Aufrechterhaltung des Impfstatus
Hinweis: Es gibt derzeit keinen wissenschaftlich bestätigten Impfstoff gegen FIP.
3. Schutz vor vertikaler Übertragung und Maßnahmen bei Kitten
FCoV-positive Mutterkatzen während Trächtigkeit/Stillzeit isolieren
Kitten gemeinsam mit Mutter in Quarantäne großziehen (mind. 8 Wochen)
Kein Kontakt zu anderen Katzen im ersten Lebensquartal
4. Regelmäßige Tests und Monitoring
Testparameter | Zweck | Frequenz |
---|---|---|
FCoV-PCR (Kot) | Erfassung der Virus-Ausscheidung | alle 3–6 Monate |
FCoV-Antikörpertiter | Beurteilung der Exposition | bei Neuzugängen |
A:G-Quotient / AGP | Früherkennung von Entzündung | alle 1–2 Monate |
FSAA | Entzündungsmarker | bei Bedarf |
5. Impfstofflage
Der in den USA entwickelte Impfstoff Primucell-FIP® (Fort Dodge) ist ein intranasaler Lebendimpfstoff, wird jedoch laut ABCD-Leitlinien nicht empfohlen:
Wirkung nur bei nicht-infizierten Katzen
Kann serologische Tests verfälschen
Wirksamkeit in Mehrkatzenhaushalten fraglich
6. Fazit
FIP lässt sich nicht vollständig verhindern, aber durch gezielte Maßnahmen wie strikte Hygiene, Stressmanagement und kontrollierte Haltungsbedingungen lässt sich das Risiko erheblich reduzieren – insbesondere in Zuchten, Tierheimen und bei Mehrkatzenhaltung.
Multimodales Monitoring + wissenschaftlich fundiertes Management + tierärztliche Begleitung = beste FIP-Prävention
Literatur
Addie DD, et al. Feline coronavirus infections. ABCD Guidelines. J Feline Med Surg. 2009.
Pedersen NC. A review of feline infectious peritonitis virus infection: 1963–2008. J Feline Med Surg. 2009;11(4):225–258.
Riemer F, et al. Clinical and laboratory features of cats with FIP. Vet Microbiol. 2016;183:183–190.
ABCD. FIP Prevention Guidelines. European Advisory Board on Cat Diseases. 2022.