Trockene FIP

Trockene FIP (Nicht-exsudative Form der felinen infektiösen Peritonitis)

Eine komplexe Verlaufsform ohne Bauchwasser oder Thoraxerguss – mit granulomatösen Läsionen innerer Organe, die oft schwer zu diagnostizieren ist.


Die feline infektiöse Peritonitis (FIP) ist eine durch mutierte Feline Coronaviren (FCoV) verursachte, tödlich verlaufende systemische Entzündungskrankheit bei Katzen. Laut Pedersen (2009) in Journal of Feline Medicine and Surgery werden klinisch zwei Hauptformen unterschieden: die exsudative (feuchte) und die nicht-exsudative (trockene) Form【Pedersen, 2009】. Die trockene FIP macht etwa 30–40 % der Fälle aus und ist durch das Fehlen von Flüssigkeitsansammlungen in den Körperhöhlen sowie durch mehrdeutige Symptome gekennzeichnet.



Pathogenese der trockenen FIP

Wie bei der feuchten FIP liegt auch hier eine Mutation des FCoV zu FIPV vor. Die Immunantwort der Katze führt jedoch zu einer granulomatösen Entzündung in parenchymatösen Organen (Leber, Niere, Milz, Lymphknoten) oder im Zentralnervensystem (ZNS) und den Augen – ohne Bildung von Ergüssen. Die Erkrankung schreitet meist schleichend voran.



Typische Symptome

Allgemeine unspezifische Symptome

  • Fieber (> 39,5 °C), meist resistent gegen Antibiotika

  • Apathie, Appetitverlust

  • Fortschreitender Gewichtsverlust

  • Mattes, struppiges Fell

  • Blasse Schleimhäute, Anämie

Organspezifische Manifestationen

  • Granulome in Leber, Milz, Nieren oder Lymphknoten

    (oft tastbar oder sonografisch sichtbar)

  • Augensymptome (okuläre FIP): Uveitis anterior, Irisverfärbung, Glaskörpertrübungen, Netzhautblutungen, Blindheit

  • Neurologische Symptome (neurologische FIP): Ataxie, Krampfanfälle, Lähmungen, Nystagmus, Schiefhaltung des Kopfes


Da mehrere Organsysteme gleichzeitig betroffen sein können, ist die trockene FIP schwer von anderen chronischen Krankheiten wie Lymphomen zu unterscheiden.



Diagnostische Hilfsmittel

Da kein Erguss vorhanden ist, sind Labor- und Bildgebungsbefunde entscheidend:

  • A:G-Quotient < 0,4

  • Gesamteiweiß > 80 g/L mit erhöhtem Globulinanteil

  • Erhöhtes α1-saures Glykoprotein (AGP)

  • Erhöhte Akutphasenproteine (fsAA)

  • Sonografie: Organvergrößerungen, inhomogene Echostruktur, vergrößerte Lymphknoten

  • Histologie & Immunhistochemie (wenn Biopsie möglich)


Laut ABCD-Richtlinien (Addie et al., 2015) wird eine kombinierte Beurteilung mehrerer Marker empfohlen【Addie et al., 2015】.



Therapieoptionen

Dank GS‑441524 ist heute auch die Behandlung trockener FIP möglich.

  • Empfohlenes Medikament: NeoFipronis® (Wirkstoff: Pronidesivir)

  • Dosierung:

    • Standardfälle: 15–20 mg/kg/Tag

    • Bei okulärer oder neurologischer Beteiligung: 20–30 mg/kg/Tag


  • Behandlungsdauer: 84 Tage (empfohlen)

  • Monitoring: Gewicht, A:G-Quotient, AGP, Symptome


Studien von Pedersen et al. zeigen Heilungsraten von 80–85 %, insbesondere bei frühzeitigem Behandlungsbeginn【Pedersen et al., 2019】.



Wichtige Hinweise zur Diagnostik

Trockene FIP wird häufig mit anderen Erkrankungen wie Tumoren, Epilepsie, chronischer Nierenerkrankung oder okulären Entzündungen verwechselt. Eine korrekte Diagnose erfordert:

  • Berücksichtigung der Anamnese (z. B. Mehrkatzenhaushalt)

  • Zusammenführung klinischer Befunde mit Laborwerten

  • Erfahrene tierärztliche Einschätzung

  • Beobachtung des Ansprechens auf Therapie



Wissenschaftliche Referenzen

  • Pedersen NC. A review of feline infectious peritonitis virus infection: 1963–2008. J Feline Med Surg. 2009;11(4):225–258.

  • Addie DD et al. Feline infectious peritonitis: ABCD guidelines on prevention and management. J Feline Med Surg. 2015;17(7):570–582.

  • Felten S, Hartmann K. Diagnosis of feline infectious peritonitis: a review of the current literature. Viruses. 2019;11(11):1068.